Gegen Alkohol im Straßenverkehr: Voi entwickelt Reaktionstest für E-Scooter

Voi E-Scooter
VOI E-Scooter - Bildnachweis: Fullstoppr / Pixabay

Wer Alkohol oder Drogen konsumiert hat, hat im Straßenverkehr nichts zu suchen. Da eine Eigenschaft besagter Mittel allerdings ist, dass die Selbsteinschätzung verloren geht, hat Voi eine neue Funktion in seine App integriert, die das Unfallrisiko senken soll.

E-Scooter sind Fahrzeuge, keine Spielzeuge. Deshalb gelten – zum Schutz Aller – klare Regeln im Straßenverkehr. Generell sind das dieselben wie für Fahrradfahrer: nicht auf dem Gehweg fahren, auf der richtigen Straßenseite bleiben, Ampeln für Auto und Rad beachten.

Eine Ausnahme ist Alkohol. Hier gilt die 0,5-Promillegrenze, wie beim Auto. Wer sich nicht daran hält, riskiert Bußgelder und kann sogar den Führerschein verlieren.

Gefahr für sich selbst, aber auch für Andere

„Wir ermahnen alle NutzerInnen zum sicheren Umgang mit unseren Rollern“, erklärt Neele Reimann-Philipp, Senior Public Policy Managerin bei Voi. „Dazu gehört es, Rücksicht auf andere VerkehrsteilnehmerInnen zu nehmen und die geltenden Alkoholgrenzwerte einzuhalten.“

Wer unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen steht, hat ein beeinträchtigtes Reaktionsvermögen. Dadurch wird die Fähigkeit, auf Gefahrensituationen rechtzeitig reagieren zu können, stark beeinträchtigt.

Dazu kommt, dass Betrunkene oft einen riskanteren Fahrstil an den Tag legen und damit nicht nur zum Risiko für sich selber, sondern auch für andere werden. „Das wollen wir verhindern“, erklärt Reimann-Philipp.

Die Flexibilität der E-Scooter macht sie für viele auch nachts zu einer wichtigen Transportalternative. Zum Beispiel für Menschen, die Nachtschichten arbeiten, Personen, die sich alleine auf der Straße unsicher fühlen oder einfach wenn man die letzte Bahn verpasst hat.

Ein Taxi kann sich leider nicht immer jeder leisten und die wenigsten sind vollelektrisch. Diese Menschen sind uns sehr wichtig, deshalb sprechen wir uns ganz klar gegen Trunkenheit am Lenker und unverantwortliches Fahrverhalten aus.

Neele Reimann-Philipp, Senior Public Policy Managerin bei Voi

Reaktionstest soll Trunkenheitsfahrten vorbeugen


Zu diesem Zweck hat der schwedische E-Scooterverleiher einen Reaktionstest entwickelt. Der Test ist Teil der App und muss vor jedem Leihvorgang in den Abendstunden absolviert werden.

Über die Abfrage haptischer Reaktionszeiten wird ein Kontrollwert für die Nutzer bestimmt, anhand dessen Fahrten mit Gefahrenpotential erkannt und vermieden werden können.

Die Funktion wurde zunächst in einigen Städten, darunter in Deutschland auch in München, getestet. Dabei ergab sich, dass von allen Absolventen des Tests in den Abendstunden nur noch 80% eine Fahrt antraten.

Jetzt wird das Feature auch in weitere Städte kommen. Wer in Köln zukünftig auf einen Voi Scooter steigt, muss vor Fahrtbeginn nun zuerst den Reaktionstest durchführen. Die Funktion ist von Donnerstag bis Samstag, jeweils im Zeitraum von 22 bis 5 Uhr morgens aktiviert.

„Unsere Erfahrung zeigt, dass die meisten Meldungen zu Fahrten unter Alkoholeinfluss beziehungsweise mit riskantem Fahrverhalten in diesen Zeiträumen stattfinden“, erklärt Reimann-Philipp.

„Mit unserem Reaktionstest wollen wir hier gegensteuern.“ Um Funktionen wie den Reaktionstest weiter zu optimieren, arbeitet Voi mit Externen Spezialisten zusammen.

Binnen der nächsten Monate soll der Reaktionstest einer wissenschaftlichen Einschätzungen von deutschen UnfallchirurgInnen unterzogen werden. „Wir wollen einen Test entwickeln, der NutzerInnen mit eingeschränktem Reaktionsvermögen zuverlässig davon abhält, mit unseren Scootern zu fahren“, erklärt Reimann-Philipp.

Voi investiert in Sicherheit

Zusätzlich möchte Voi alle Nutzer für den sicheren und regelkonformen Gebrauch sensibilisieren. „Laut Expertenmeinung ist das Problem oft, dass E-ScooterfahrerInnen sich mit den elektrischen Rollern noch nicht ausreichend auskennen“, erklärt Reimann-Philipp.

„Das gilt auch für die geltenden Regeln. Nach nur kurzer Zeit und mit steigender Erfahrung bessert sich die Situation meist sehr schnell.“ Um die Schulung der Nutzer voranzutreiben, hat Voi die erste digitale Fahrschule für E-Scooter entwickelt. Dort kann man – ähnlich wie beim theoretischen Teil der Führerscheinprüfung – Fragen zum korrekten und regelkonformen Verhalten im Straßenverkehr beantworten.

Absolventen erhalten als Anreiz Guthaben für Ihre ersten Trips. In Deutschland haben bereits über 200.000 Nutzer teilgenommen. Reimann-Philipp empfiehlt außerdem, bei jeder Fahrt einen Helm zu tragen, auch wenn dies gesetzlich nicht vorgeschrieben ist.

„Über unsere neue ‚Helmet Selfie‘ Funktion können NutzerInnen vor der Fahrt einen Selfie schießen – erkennt die AI einen Helm auf dem Kopf des Fahrenden, werden Rabattpunkte gutgeschrieben“, so Reimann-Philipp.

Für E-Scooter-Fahranfänger wurde die Voi-App außerdem um einen Anfängermodus erweitert, der die Geschwindigkeit automatisch auf 15 km/h drosselt.

Polizei begrüßt das Vorgehen

Die Hamburger Polizei teilt die Einschätzung des Anbieters und begrüßt das Vorgehen ausdrücklich vorbehaltlos.

Eine Pressesprecherin der Polizei erklärt dazu: „Nach den Erkenntnissen der Verkehrsdirektion werden Elektrokleinstfahrzeuge, sofern deren Nutzer oder Nutzerinnen unter dem Einfluss von Alkohol stehen, weit überwiegen in den Abend- und Nachtstunden genutzt.“

Auswertungen der Polizei belegen, dass besagte Trunkenheitsfahrten mit E-Scootern tatsächlich größtenteils im Zeitraum zwischen 19 Uhr und 4 Uhr stattfinden. Auch die Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss finden größtenteils in diesem Zeitraum statt.

Von Anfang 2020 bis Ende Mai 2021 zählte die Polizei insgesamt 41 alkoholbedingte Unfälle, 34 davon mit Personenschaden. Die Dunkelziffer, also Unfälle, die bei der Polizei nicht zur Anzeige kommen oder bei denen der Verursacher nicht ermittelt werden kann, dürfte vermutlich deutlich höher liegen.