Mitte – Der Widerstand gegen die Sperrstunde der letzten Woche wächst. Immer mehr Betreiber wünschen sich eine gerichtliche Überprüfung der Sperrstunde. Der Senat kann unterdessen immer noch keine überzeugenden Argumente für eine Sperrstunde liefern.
Die Sperrstunde ist nun seit einer Woche in Kraft und hat, wie nicht anders zu erwarten gewesen ist, zu einem „Vor-Lockdown“ für die gesamte Reeperbahn und viele weitere Teile St. Paulis geführt.
Viele Betriebe öffnen erst gar nicht, einige haben ihre Öffnungszeiten vorgezogen, aber wenigstens kostendeckend arbeitet derzeit wohl nicht ein einziger gastronomischer Betrieb auf St. Pauli.
Hinzu kommt, dass der Hamburger Senat auch in der zurückliegenden Wochen trotz vieler kritischer Stimmen kein Zahlenmaterial liefern konnte, das die Sperrstunde auch nur im Ansatz rechtfertigen könnte.
Der Senat flüchtet sich nach wie vor in allgemeine Ausführungen. „Das Infektionsgeschehen sei extrem dynamisch“, „Alkohol enthemmt“, „Die Lage ist ernst“, „Wir befinden uns immer noch mitten in der Pandemie“, „niemand hält Abstand“. Wie der Senat auf der Pressekonferenz in der vorletzten Woche jedoch eingestehen musste, gibt es keine Zahlen, die die Sperrstunde argumentativ stützen könnten.
Das Gegenteil ist sogar der Fall, die Gastronmie ist für weniger als 4% der Neuinfektionen verantwortlich – und liegt damit sogar noch hinter Schulen, Unis und Pfelegeeinrichtungen; für diese hat der Senat aber keine einschränkenden Maßnahmen vorgesehen.
Kein Wunder also, dass der Widerstand gegen die Sperrstunde enorm zunimmt. Andere Bundesländer haben es gar nicht erst versucht, in Berlin hat das Verwaltungsgericht die Sperrstunde für die klagenden Betriebe einkassiert, der Versuch der Stadt Berlin, sich dagegen zu wehren, blieb erfolglos.
Bei all den negativen Schlagzeilen hat die Corona-Situation auch etwas gutes: St. Pauli rückt zusammen. Es gibt momentan einen Zusammenhalt unter den Gastronomen, der in dieser Form einmalig sein dürfte. Wöchentliche Treffen der Betreiber, enger Kontakt mit der zuständigen Davidwache, Austausch mit dem zuständigen Bezirksamt, gegenseitige Hilfe und Unterstützung. Die hierfür gegründete „IG St. Pauli“ setzt sich sogar auf eigene Kosten für…