Bundeskriminalamt nimmt Telegram ins Visier

Messenger auf einem Smartphone
Messenger auf einem Smartphone (Symbolbild) - Bildnachweis: Thomas Ulrich / Pixabay

Der Messenger Telegram, der bei Links- und Rechtsextremisten, Reichsbürgern und Corona-Leugnern besonders beliebt ist, gerät immer stärker ins Visier der Sicherheitsbehörden. Das Bundeskriminalamt (BKA) schafft nun eine eigene Taskforce, die sich auch mit Telegram beschäftigen wird.

Bedrohungen, Beleidigungen, Mordaufrufe: der Messengerdienst Telegram entwickelt sich nach Einschätzung der deutschen Sicherheitsbehörden zunehmend zu einem Medium der Radikalisierung.

Besonders betroffen sind politische Amts- und Mandatsträger, sowie Personen aus Wissenschaft und Medizin, die sich bei der Bewältigung der Corona-Pandemie öffentlich engagieren.

„Insbesondere die Corona-Pandemie hat dazu beigetragen, dass sich Menschen auf Telegram radikalisieren, andere bedrohen oder sogar Mordaufrufe veröffentlichen“, sagt BKA-Präsident Holger Münch. „Der Rechtsstaat muss dieser besorgniserregenden Entwicklung entschlossen begegnen. Wir streben die Zusammenarbeit mit Telegram an, treffen unsere Maßnahmen aber auch, wenn Telegram nicht kooperieren sollte.“

Zur Aufklärung solcher Straftaten hat das BKA eine Taskforce eingerichtet. Ziel ist es, Tatverdächtige zu identifizieren und strafrechtlich zu verfolgen.

Dies geschieht in enger Abstimmung mit den Polizeien der Bundesländer und der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main im Rahmen einer gemeinsamen Schwerpunktsetzung.

Zusätzlich erhebt das BKA gemeinsam mit den Landeskriminalämtern das Kooperationsverhalten von Telegram bei Löschungsanregungen und Bestandsdatenabfragen im Bereich der politisch motivierten Kriminalität.

Ziel ist die Verbesserung der Kooperation, insbesondere bei der Aufklärung von Aufrufen über Telegram zu Tötungsdelikten und weiteren schweren Straftaten.

Bisher ignoriert Telegram entsprechende Gesetze und löscht Inhalte so gut wie gar nicht. Auch behördliche Schreiben werden von Telegram, mit offiziellem Sitz in Dubai, komplett ignoriert.

Dem will das BKA nun entgegentreten und zum einen den Druck auf Telegram erhöhen, zum anderen aber auch geltendes Recht durchsetzen. Die Politik diskutierte in der Vergangenheit sogar eine komplette Abschaltung Telegrams in Deutschland, sollte der Anbieter nicht mit den Sicherheitsbehörden kooperieren.