Polizeihubschrauber gegen „Corona-Sünder“ im Einsatz?

Polizeihubschrauber "Libelle"
Polizeihubschrauber "Libelle" - Bildnachweis: HAMBURG INSIDE / Screenshot Facebook

Anfang vergangener Woche ist ein Video aufgetaucht, das die Polizei bei der Verfolgung eines „Corona-Sünders“ im Jenischpark zeigen soll – das war allerdings nicht die ganze Wahrheit. Nun soll die Polizei am Wochenende Corona-Sünder mittels Hubschrauber verfolgt haben. Wir haben den Hintergrund recherchiert.

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Kaum ist die Aufregung über die wilden Szenen aus dem Jenischpark abgeklungen, sorgen zahlreiche Posts in den sozialen Medien für neue Aufreger. Am Wochenende soll die Polizei mittels Hubschrauber Jagd auf Corona-Sünder gemacht haben. In den sozialen Medien kursieren entsprechende Bilder, die einen Polizeihubschrauber über Parks kreisend zeigen sollen.

Auch die MOPO hat entsprechende Angaben ungeprüft übernommen und berichtete gleich am Sonntag: „Mit Kontrollteams am Boden und einem Polizeihubschrauber in der Luft hat die Polizei am Wochenende die Einhaltung der verschärften Maskenpflicht in Hamburg kontrolliert“.

Hierzu haben wir mit der Polizei gesprochen und wollten mehr über die Hintergründe erfahren. Und, keine große Überraschung, auch hier ist das, was in den sozialen Medien kursiert, nicht die ganze Wahrheit.

Tatsächlich hat die Polizei am Freitag, Samstag und Sonntag jeweils einen ihrer beiden Hubschrauber eingesetzt. Dabei waren diese allerdings nicht, anders, als in den sozialen Medien behauptet, Corona-bedingt in der Luft, sondern haben andere Einsätze wahrgenommen und die Gelegenheit genutzt, um ein Lagebild zu erstellen.

Dabei überflog der Hubschrauber neben dem eigentlichen Einsatz auch die Corona-Hotspots und fertigte dabei Luftbilder an. Die Hubschrauber wurden nicht eingesetzt, um Leute auseinanderzutreiben, Durchsagen zu tätigen oder etwa sogenannte „Bodenmittel“ (Streifenwagen, Fußstreifen, etc.) zu koordinieren.

Der längste Flug fand mit etwa 70 Minuten schon am Freitag statt, hier war der Hubschrauber größtenteils für einen Fortbildungsflug und einem Fotoeinsatz anlässlich eines Verkehrsunfalls auf der A1 eingesetzt.

Samstag und Sonntag war der Hubschrauber für jeweils etwa 35 Minuten in der Luft.

Für Anrufer, die einen Hubschraubereinsatz böswillig und aus falschem Anlass auslösen, wird eine halbe Flugstunde mit einer Pauschale von 4.120 Euro in Rechnung gestellt. Welche Kosten aber tatsächlich anfallen, bedarf im Einzelfall immer einer detaillierteren Betrachtung: es fließen verschiedene Aspekte in die Berechnung ein – u.a. Besetzung, Wartungskosten, Treibstoff, aber auch das jeweilige Einsatzgebiet.

Die unvollständige Berichterstattung aus dem Jenischpark, aber auch vom vergangenen Wochenende, zeigt, dass die Nerven derzeit überall blank liegen. Nicht nur die Hamburger sind offensichtlich an ihrer Belastungsgrenze angelangt, auch viele Medienschaffende sind momentan offensichtlich dunnhäutig unterwegs. Mit einem Polizisten möchte dieser Tage bestimmt auch niemand freiwillig tauschen.

Selbst wenn die Politik derzeit von ihrem bisher erklärten Ziel, einer bundesweiten Inzidenz von unter 35, immer weiter abrückt und – endlich – damit beginnt, andere Meinungen zu berücksichtigen, fehlt immer noch ein alternatives Konzept.

Die morgige Ministerpräsidentenkonferenz (MPK), die nach herrschender Auffassung immer noch ohne jegliche rechtliche Grundlage tagt, wird daher mit großer Spannung erwartet – schafft die Politik es endlich, der Bevölkerung glaubhaft darzulegen, dass sie ein gangbares Konzept erarbeitet hat, oder wird wieder nur auf die nächste MPK vertröstet?

Der Bürgermeister hat für heute eine Pressekonferenz angekündigt, auf der es um die aktuelle Corona-Lage und die bisherigen Corona-Hilfen geht. Wir werden entsprechend berichten.