Erste Nacht Ausgangssperre: ein (fast) menschenleeres Hamburg

menschenleere Europapassage
menschenleere Europapassage - Bildnachweis: HAMBURG INSIDE

Szenen, die surrealer kaum hätten sein können: so gut wie menschenleere Straßen – Plätze, an denen sonst das Leben tobt, an denen sich zigtausende Menschen treffen: leer. Hier und da hasteten einige Menschen noch durch die Gegend. Man fühlte sich wie im Filmset eines apokalyptischen Streifens. Auch für die Polizei gab es kaum etwas zu tun.

Wir haben uns gestern Nacht in Hamburg umgeschaut und wollten ein Stimmungsbild einfangen, mit ein paar Menschen sprechen, die trotz der Ausgangssperre noch unterwegs waren. Am meisten sprachen wir jedoch mit anderen Journalisten und Polizisten: es war tatsächlich so gut wie niemand unterwegs.

Unser Start an der Reeperbahn war verblüffend: menschenleer. Kioske, Dönerläden, alles zu. Die einzigen Betriebe, die auch während des Lockdowns noch durchhielten, auch sie haben jetzt resigniert. Es scheint sich einfach nicht mehr zu lohnen, einen Laden nur für Lieferdienste geöffnet zu halten: denn auch Abholen von vorbestelltem Essen ist ab 21 Uhr nicht mehr erlaubt, nur noch Lieferdienste dürfen hier Essen abholen und dann ausliefern.

Die Polizei löste in der Talstraße gegen 21:30 Uhr eine private Feier auf, die laut Polizeiangaben sieben bis zehn Teilnehmer mussten die Party einzeln verlassen und erhalten demnächst Post von der Bußgeldstelle: mit 150 Euro pro Person dürfte das eine recht teure Party gewesen sein.

Gegen 23 Uhr stolperten uns dann zwei betrunkene Polen über den Weg, die zwar gut gelaunt waren, aber von der Ausgangssperre offensichtlich nichts mitbekommen haben: auf die Frage, welcher Kiosk denn noch offen hat und wo man jetzt noch Alkohol her bekommen könnte, mussten wir die traurige Nachricht der Ausgangssperre überbringen; mehrmals, denn sie wollten uns nicht glauben. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten: das sollte unser einziger Kontakt mit „Regelbrechern“ an diesem Abend bleiben.

Nicht einmal mehr die Dealer, die sonst an jeder Ecke stehen und sich immer nach dem persönlichen Wohlbefinden erkundigen („Hello my friend, alles gut?“), trauten sich raus. Und das will schon was heißen.

Am Jungfernstieg kam es zu einem Zwischenfall, bei dem ein Wohnungsloser eine hier lebende Spanierin „unsittlich“ belästigte, die darauf hin die Polizei rief. Diese hat dem Störenfried einen Platzverweis für den Jungfernstieg erteilt, allerdings musste sich auch die Span…